Auf einer malerischen Wiese am Fuße der Schwangauer Berge steht, nur von ein paar einzelnen Bäumen umgeben, eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Bayerns – die barocke Wallfahrtskirche St. Coloman. Die herrliche Lage in unmittelbarer Nähe der Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau sowie die prächtige und kunstvolle Einrichtung machen das Gotteshaus zu einem Sightseeing-Highlight allererster Güte.
Die Wallfahrtskirche St. Coloman steht einsam auf freiem Felde vor dem imposanten Berg Säuling und in Blickweite des weltbekannten Märchenschlosses Neuschwanstein. Alleine diese traumhafte Lage inmitten einer Postkartenidylle macht das Gotteshaus schon zu etwas ganz Besonderem. Die Kirche vereint jedoch auch eine geballte Menge an Geschichte, Kunst und Kultur. Sie entstand im 17. Jahrhundert an der Stelle einer kleinen Feldkapelle, die zu Ehren des irischen Pilgers Coloman errichtet wurde, der hier im Jahre 1012 bei seiner Pilgerreise nach Jerusalem gerastet haben soll. Er kam jedoch nie im heiligen Land an, da er fälschlicherweise in Stockerau bei Wien, wo damals heftige Auseinandersetzungen zwischen König Heinrich II. und Herzog Boleslaw I. Chrobry tobten, für einen Spion gehalten und hingerichtet wurde. Der Legende nach zeigte sein Leichnam auch nach längerer Zeit noch keine Anzeichen von Verwesung und in seiner Nähe stellten sich bald einige Wunder ein. Daraufhin ließ Bischof Megingaud ihn in die Residenz der Babenberger nach Melk überführen und am 13. Oktober 1014 beisetzen. Nach seiner Beerdigung sollen sich noch zahlreiche weitere Wunder ereignet haben, sodass Coloman im Jahre 1245 von Papst Innozenz IV. heiliggesprochen wurde. Heutzutage wird der hl. Coloman vor allem als Schutzpatron der Reisenden und des Viehs verehrt. Er soll auch Menschen bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen beistehen. Der Gedenktag des hl. Coloman ist der 13. Oktober. An jedem Sonntag vor diesem Datum findet vor der Wallfahrtskirche in Schwangau das Colomansfest statt, zu dem ein Festgottesdienst, die Segnung der Pferde, ein traditioneller Umritt und geselliges Beisammensein gehören.
Wann genau die kleine Feldkapelle zu Ehren des hl. Coloman in Schwangau errichtet wurde, ist nicht bekannt. Allerdings war die Wallfahrt dorthin bereits im Mittelalter sehr beliebt. Aus den Geschichtsbüchern geht hervor, dass die Kapelle Ende des 15. Jahrhunderts erweitert, oder sogar neu erbaut wurde. Als in den Jahren 1633 und 1634 die Pest in Schwangau wütete, wurden ihre Opfer auf dem kleinen Friedhof neben der Kapelle bestattet. Während des Dreißigjährigen Krieges wuchs die Wallfahrt zur Coloman-Kapelle weiter an, sodass Pläne für eine erneute Erweiterung des Gotteshauses gemacht wurden. Die Bauherren beauftragten den Wessobrunner Baumeister und Skukkateur Johann Schmuzer, der zahlreiche Stuckwerke in oberbayerischen Barockkirchen erschaffen hat, den Entwurf für den Umbau anzufertigen. Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts begannen die Bauarbeiten, an denen hauptsächlich einheimische Handwerker beteiligt waren. Unter anderem gestaltete man den ehemals gotischen Altarraum zur Sakristei um und erbaute 1682 den Turm mit seiner charakteristischen Zwiebelhaube. Wenig später entstand noch die Mauer rundum den Pestfriedhof, bevor die fertige Kirche dann am 9.Mai 1685 von Weihbischof Egolf von Westernach eingeweiht wurde. Im 18. Jahrhundert nahm man noch einige kleinere Umbaumaßnahmen vor, im Wesentlichen ist die Wallfahrtskirche St. Coloman aber bis heute in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben.
Die Wallfahrtskirche St. Coloman besteht aus einem lang gestreckten Außenbau mit Strebepfeilern und doppelten Fensterreihen, einem schmaleren, stark eingezogenen Chor und dem Turm mit der Zwiebelhaube. Im Inneren des Gotteshauses begeistert vor allem die reiche Stuckdekoration Schmuzers, die hier in Form von Engeln, Fruchtgehängen und Blattwerkdekorationen die Wände und Decken überzieht. Ins Auge fällt auch der imposante Hochaltar mit seinem dreifachen Säulenaufbau. Er wird von einem Altarblatt geschmückt, das den hl. Coloman mit der hl. Dreifaltigkeit darstellt. Auch die Nebenaltäre, deren Altarblätter verschiedene Heilige zeigen, sind überaus sehenswert. Im Monstranzl auf dem rechten Seitenaltar befindet sich eine Reliquie des hl. Coloman, die der Abt von Melk im Jahre 1720 gestiftet hat. In der Gesamterscheinung ist die Wallfahrtskirche St. Coloman eine bemerkenswert prächtig ausgestattete Kirche aus den Anfangszeiten des bayerischen Barock, die jeden Kirchenliebhaber sowie kulturell und geschichtlich interessierte Menschen begeistern wird.
Wer im Oktober in der Region Füssen / Schwangau verweilt, sollte sich das Colomansfest am zweiten Oktobersonntag nicht entgehen lassen. Trachtenträger reiten dann auf prächtig geschmückten Pferden und in Begleitung von Musikkapellen vom Schwangauer Ortsrand zur Colomanskirche, wo der örtliche Pfarrer mit Reitern und Besuchern eine Messe im Freien zelebriert. Nach der Segnung von Ross und Reitern sowie dem traditionellen Umritt, den der Geistliche und geladene Ehrengäste in geschmückten Kutschen vollziehen, wird rundum die Kirche ausgelassen bei Speis und Trank gefeiert. Hier werden ursprüngliche bayerische Tradition und Gemütlichkeit auch für Urlauber direkt erlebbar.
Die Wallfahrtskirche St. Coloman begeistert mit ihrer herrlichen Lage inmitten einer idyllischen Traumlandschaft, einer prachtvollen Innenausstattung und einer großen geschichtlichen Bedeutung. Dieses Gotteshaus ist nicht nur für Liebhaber historischer Kirchen einen Ausflug wert.